Herzklopfen

Bild von Jeff Allen auf Pixabay

Ich hab drei Kinder zur Welt gebracht. Eins davon am 23. Dezember. Jetzt sind sie alle Schulkinder, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, wie das war kurz nach ihrer Geburt. Wie es aussah, wenn sie gähnten. Wie sie sich manchmal vor Bauchweh gekrümmt haben. Und ich erinnere mich auch daran, wie es war, meine Hand auf ihre Brust zu legen und ihren Herzschlag zu fühlen.

Das Herz neugeborener Kinder schlägt schnell: 130 Mal pro Minute. Wenn mein Herz 130 Mal in der Minute schlägt, bin ich gerade gerannt oder sehr aufgeregt. Und deswegen stelle ich mir vor, dass auch das Herz eines Neugeborenen vor Aufregung so schnell klopft. Vor Aufregung darüber, was es jetzt alles erleben wird in dieser Welt, was es sehen, hören, riechen und fühlen wird.

Das Herz neugeborener Kinder klopft schnell, aber es klopft auch sehr zart.
So zart wie etwas pochen kann, das nur 20 Gramm wiegt. 20 Gramm – so leicht ist das Herz eines Kindes, das gerade auf die Welt gekommen ist. 20 Gramm - das ist so viel wie zwei Walnüsse oder ein Brief mit nur einem Bogen Papier.

Zart fühlt sich das Pochen des kleinen Muskels an. Zart und doch so heftig. Denn es ist nicht viel, was sich zwischen der Welt und dem Herzen eines neugeborenen Kindes befindet.
Nur ein wenig Gewebe, ein kleines Brustbein und ein bisschen zarte Haut.

Heute feiern wir den Heiligen Abend. Die Nacht, in der Jesus zur Welt kam - ein kleiner jüdischer Junge mit einem Herzen, das schnell, zart und heftig klopft. Und ich glaube ja, dass es Gott selbst ist, der im Herzschlag dieses Neugeborenen bei uns anklopft.
Zart, heftig, schnell.
Schnell klopft Gottes Herz, weil er den Menschen noch nie näher war als in diesem Moment.
Zart klopft Gottes Herz in der Weihnacht, so dass man es leicht überhören kann.
Heftig klopft es, weil ihn nun nichts mehr von uns trennt als ein wenig Gewebe, eine kleines Brustbein und ein bisschen zarte Haut.

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