Blogartikel

Anna Keibalo auf Unsplash

Vom Erinnern und Fortgeben (August 2025)

Als Adele ein Kind war, wohnte sie mit ihrer Familie gleich neben der Kirche. Ihr Vater war der Küster der Gemeinde. Er läutete sonntags die Glocken, leerte die Opferstöcke und fegte im Herbst die Blätter vom Kirchhof, im Winter den Schnee. Und jeden Freitagnachmittag spielte er mit seinen Freunden Skat, in einer Stube oben auf dem Kirchturm.

von Kathrin Mette

Zach Lucero auf unsplash

Wie ein Flüstern, Piepsen, Brausen (Februar 2025)

Wie klingt Gottes Stimme? Wie das Geflüster von zweien, die sich ihre Bettdecke wie ein Zelt über die Köpfe gezogen haben, um miteinander Geheimnisse zu teilen.

Wie das stetige monotone Piepsen all der Monitore und Spritzenpumpen, die auf einer Intensivstation Menschenleben schützen und retten.

von Kathrin Mette

Jan Jirásek auf unsplash

Zwei Geschichten (Januar 2025)

„Wissen Sie“, sagt Waltraud Märker in ihrer weihnachtlich geschmückten Stube, während sie mir Kaffee nachschenkt und der Pyramide einen Schubs gibt, um sie wieder in Schwung zu bringen, „wissen Sie, ich kann mein Leben als zwei unterschiedliche Geschichten erzählen."

von Kathrin Mette

Foto von Tobias Tullius auf Unsplash

Heute irgendwo (Januar 2025)

Irgendwo entdeckt heute ein Junge seine Liebe zum klassischen Ballett. Sie wissen schon: So wie in dem Film Billie Elliott. Nur dass es nicht in England geschehen wird, sondern in Dresden, Leipzig oder Annaberg.
Irgendwo heiraten heute zwei, zum dritten Mal.

von Kathrin Mette

Bild von Jeff Allen auf Pixabay

Herzklopfen (Dezember 2024)

Ich hab drei Kinder auf die Welt gebracht. Eins davon am 23. Dezember. Jetzt sind sie alle Schulkinder, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, wie das war kurz nach ihrer Geburt. Wie es aussah, wenn sie gähnten. Wie sie sich manchmal vor Bauchweh gekrümmt haben. Und ich erinnere mich auch daran, wie es war, meine Hand auf ihre Brust zu legen und ihren Herzschlag zu fühlen.

von Kathrin Mette

Image by Albrecht Fietz from Pixabay

Meine lieben Toten (November 2024)

In den letzten Monaten bin ich immer mal wieder zu dem kleinen Friedhof auf unserer Straße gegangen. Es gibt dort einen Kastanienbaum, zwei große Birken, einen riesigen Ahorn in der Mitte, Familiengrabstätten, Reihengräber.
Auf den Gräbern leuchten zurzeit gerade noch die letzten Astern in lila, rot und gelb.

von Kathrin Mette