Wie ein Flüstern, Piepsen, Brausen

Zach Lucero auf unsplash

Wie klingt Gottes Stimme? Wie das Geflüster von zweien, die sich ihre Bettdecke wie ein Zelt über die Köpfe gezogen haben, um Geheimnisse miteinander zu teilen.

Wie das stetige monotone Piepsen all der Monitore und Spritzenpumpen, die auf einer Intensivstation Menschenleben schützen und retten.

Wie dieser unbändige Sturm vor einigen Jahren, mitten im Februar. Es war die Zeit, als unzählige Menschen in Tunesien und  Ägypten auf die Straße gingen, um für ein besseres Leben zu kämpfen. Ich erinnere mich noch gut daran. Ich erinnere mich, wie es vor meinem Fenster krachte. Ich erinnere mich, wie altes Laub durch die Luft wirbelte und Äste herunterbrachen. Es machte mir Angst. Und trotzdem ging ich damals nach draußen vor die Tür und stellte mich in den Wind. Und er war warm. Es war ein Frühlingssturm.

Wie klingt Gottes Stimme? Wie ein Flüstern, Piepsen, Brausen. Zart und gewaltig. Zermürbend. Verheißungsvoll.

Ich glaube ja, dass man sie überall hören kann – Gottes Stimme. Dass sie einen in jedem Geräusch, in jedem Ton packen kann. Auch in jedem Wort, das mir ein anderer sagt. In jedem Satz, der mich öffnet oder tröstet, mich zurechtrückt oder einfach nur weiter durchhalten lässt.

Wie klingt Gottes Stimme? Wie die Stimme meines Freundes. Vor wenigen Tagen haben wir miteinander telefoniert. Er sagt, dass er jetzt eine Pause mit der Chemo macht. Er sagt, dass sein Körper das einfach nicht mehr verkraftet. Er sagt, dass er die Hoffnung trotzdem nicht aufgibt. Und wenn er durchhält, tue ich das auch.

 

Andacht zum Wochenspruch für Sexagesimae: Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht. (Hebräer 3,15)

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